Die Aleviten

Entstehungsort, Lebenseinstellungen und Persönlichkeiten wie Pir Sultan Abdal im Alevitentum

Die Aleviten (türkisch: Alevî, für „Anhänger Alis“) sind eine auf das 13./14. Jahrhundert zurückgehende, in Anatolien entstandene Religionsgemeinschaft. Das Alevitentum gilt im Entstehungsort, Anatolien in der Türkei, als zweitgrößte Religionsgruppe. Die Aleviten machen Anfang des 21. Jahrhunderts dabei etwa 30% der Bevölkerung aus.

Pir Sultan Abdal

Pir Sultan Abdal

Das Alevitentum gilt als eine weltoffene, naturverbundene und humanistische Glaubenslehre.
Die Aleviten sehen dabei den Mensch als solchen im Mittelpunkt und stehen für Glaubensfreiheit, Toleranz, Menschenrechte und Gleichberechtigung. Die alevitische Lehre besagt, dass Gott im Menschen lebt. Daher sind Zeichen und Rituale, wie Sunna oder Scharia, die bei Muslimen Anwendung finden für Aleviten unbedeutend und Imame oder Pfarrer gibt es nicht. Die bei Aleviten großgeschriebene Gleichberechtigung von Mann und Frau steht auch mit kulturellen Handlungen im Einklang, so trifft man sich zum Semah, dem rituellen Tanz, sowie zu Gedichts- und Liedrezitationen gemeinsam im Zentrum der Gemeinde vor Ort, im so genannten Cem-Haus. Die Aufsicht über diese kulturell rituellen Handlungen haben dabei die Dedes oder die Anas, alevitische Geistliche, die im Alevitentum bewandt sind, die Fähigkeiten haben diese Bewandtnis weiterzugeben und mit ihren Lehren zu schlichten und weiterzubilden.

Dabei gibt es seit Jahrhunderten immer wieder Persönlichkeiten, an die sich die nachfolgenden Aleviten lange erinnern. Pir Sultan Abdal bspw. ist einer von Ihnen, einer der größten alevitischen Dichter. Mit seinen Versen und Lehren sowie dem Kampf gegen Ungerechtigkeit hatte er sich im Volk im 16. Jahrhundert einen Namen gemacht. Er lebte im 16 Jh. in Banaz bei Sivas (Mittelanatolien) und wurde wegen seiner Rolle in einem Aufstand gegen die Osmanische Macht um 1590 in Sivas aufgehängt. Pir Sultan ist unter Aleviten und überhaupt in Anatolien so bekannt, dass ihm zu Ehren seit den 1990ern ein Kulturfestival durchgeführt wird. Er sang seine Lieder in der Sprache des Volkes, was zu seiner Zeit nicht selbstverständlich war. Auch deshalb lebt er mit seinen Liedern und seinen Ideen bis heute im Volk weiter.